Urlaub ohne Handy

25. August 2018 0 Von jule

… hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Ich dachte, ich werde mit einem Extrem konfrontiert: entweder ich bin total auf mein Handy angewiesen und kann nicht ohne, das „Experiment“ wäre also für mich der totale Horror geworden oder die komplett andere Seite: ich will quasi nie wieder ein Handy benutzen, es komplett aus meinem Leben verbannen, oder zumindest so weit wie es geht. Tatsächlich war es keins von beidem, sondern eher ein Mittelding. Es war mir quasi egal.

Ich persönlich mache viele Dinge, um bei Menschen gut anzukommen, oder mache mir zumindest Gedanken darum, was sie von mir denken. Dieses „Handy-Experiment“ ist aber wirklich ein Herzensprojekt. Ich war mal wieder genervt von allem, wollte meine Ruhe haben, als ich die Idee hatte. Nachdem ich die Idee hatte, habe ich richtig lange darüber nachgedacht, was das mit mir machen würde, wie ich das finde, dann, wie ich mit meinen Eltern trotzdem kommunizieren könnte, weil ich wusste, dass sie zwischendurch mal was von mir hören wollen würden. Und dann, ganz am Ende, was andere dazu sagen würden.

Bevor ich gefahren bin, habe ich mir noch die wichtigsten Telefonnummern aufgeschrieben, das, was ich für die Fahrschule hätte lernen sollen (und natürlich nicht gemacht habe) und geregelt, wie ich das bisschen, was ich trotzdem noch kommunizieren musste, kommunizieren konnte.

Ich bin ein kleiner Kontroll-Freak, gucke also alle fünf Minuten, ob noch alles da ist, auch, wenn gar nichts weg kommen konnte. Das Ganze habe ich dann drei Mal nach Abfahrt getan, um mein Handy zu suchen, danach ging’s. Am Anfang wollte ich meinen Freunden noch Dinge auf meinem Handy zeigen, Bilder zum Beispiel, da hatte ich dann aber auch relativ schnell den Dreh raus, dass das nicht so wirklich gut funktioniert. Wenn die Anderen am Handy waren, habe ich entweder geschlafen oder gelesen.

Ungefähr in der Mitte des Urlaubs habe ich dann festgestellt, dass das Handy auch eine Art Rückzugsort darstellt. Wenn peinliche Situationen aufkommen, ist man oft am Handy (wobei ich mir das eigentlich schon abgewöhnt habe) oder man eben mal einfach für sich kurz sein möchte, in seiner eigenen kleinen Welt. Da ging meine Laune auch mal kurz in den Keller und ich wurde ein wenig zickig und empfindlich. Aber ich hab’s verstanden und das ist ein wichtiger Schritt, um sein Handy eine angemessene Zeit zu benutzen. Das heißt jetzt nicht, dass ich immer wenn ich mich zurückziehen möchte, mein Handy benutze, sondern, dass ich weiß, dass man das auch mal darf, sich aber trotzdem manchmal durchkämpfen muss.

Sonst war’s gar nicht so spektakulär. Ich hätte mir lediglich zwei Mal über die Düne Laufen ersparen können, weil ich den anderen geschrieben hätte. Ich wäre noch weiter gelaufen, aber weil ich im Notfall nichts hätte machen können, bin ich umgedreht. Vielleicht hätte ich den anderen ein bisschen Stress gespart, weil ich über deren Handy mit zwei Leuten kommuniziert habe (was aber wirklich unauslässlich war). Und ich hätte meinen Papa am letzten Abend selber anrufen können, damit er uns abholt. Mit Fotos habe ich meinen Freunden mal vertraut, ich hatte lediglich eine kleine Kamera dabei.

Also zusammenfassend war’s gut. Ich hatte nicht immer Angst, ich könnte was verlieren, ich hatte auch keinen Druck, mich bei irgendwem zu melden. Ich habe festgestellt, dass das, was man am Handy sonst so macht absolut unnötig ist. Ich denke, ich werde mein Handy mit Sicherheit nochmal zu Hause lassen, wenn ich in Urlaub fahre, weil man’s doch im Endeffekt eigentlich nicht braucht.