Text ohne Plan

16. April 2019 0 Von jule

Die Musik dröhnt in meinen Ohren. Außer ihr höre ich nichts, noch nicht mal das Tippen auf der Tastatur. Es laufen ältere Lieder, ich kenne fast alle Texte auswendig. Obwohl ich nie gezielt versucht habe, sie zu lernen. Hat sich mein Gehirn wohl einfach so gemerkt. Ich merke, dass ich schon zu lange auf diesem Stuhl sitze. Mein Rücken fängt an, weh zu tun, meine Arme nehmen langsam komische Positionen ein. Aber das ist egal. Vielleicht tut es mal ganz gut, seinen eigenen Körper zu spüren. Ansonsten ist da immer nur diese Blase, herauskommen scheint unmöglich. Wie ich rein gekommen bin, weiß ich aber auch nicht. Die typische Frage: woran liegt das denn? Meine typische Antwort: keine Ahnung, sonst hätte ich doch schon längst etwas geändert. Obwohl da eine kleine Vorahnung in mir schlummert.

In dieser Blase ist man gezwungen, sich mit sich selber zu beschäftigen, einfach weil von der Außenwelt nicht viel an einen ran kommt. Aber was soll ich mich denn mit mir beschäftigen? Ich kenne mich doch schon seit 18 Jahren. Aber kenne ich mich wirklich? Was sind meine Bedürfnisse, wann fühle ich mich wohl, was macht mir Spaß, was sind meine Träume, was möchte ich im Leben erreichen, wer will ich sein, wo ist mein Platz, was tut mir weh, wovon brauche ich Abstand? Klar, alles Fragen, über die ich schon mal nachgedacht habe, zu denen ich Antworten finden musste, sie werden einem im Laufe der Persönlichkeitsentwicklung gestellt. Aber vielleicht sollte man mal anfangen, Menschen in einen Raum zu sperren und sie nicht eher raus zu lassen, ehe sie sich richtig damit auseinandergesetzt haben. Und keine pubertierenden 16-jährigen, sondern Menschen, die entscheiden müssen, was sie mit ihrem Leben anfangen möchten, die an der Schneide stehen.

Jetzt sitze ich hier also, alleine, in meiner eigenen kleinen Welt und könnte ja mal den Anfang machen und diese Fragen beantworten. Meine Bedürfnisse. Zuerst fallen mir natürlich Wasser, Nahrung und Sauerstoff ein. Aber das sind Grundbedürfnisse, die werden von der Natur gestellt. Was ich brauche, wirklich intensiv brauche ist Liebe, meine Zeit für mich, um mich entfalten zu können, Zeit mit meiner besten Freundin, um ihr mein Leben erzählen zu können. Reisen, um andere Dinge als mein Zuhause zu sehen. Etwas, worin ich meine Gedanken und Gefühle widerspiegeln, darstellen kann. Menschen, die mich unterstützen, in dem, was ich tue. Bestätigung, dass auch ich manche Dinge gut kann. Ich brauche gutes Essen, das mir super-lecker schmeckt, das mich erfüllt und glücklich macht. Die Natur, um zu mir selber zu finden und mich in ihr verlieren zu können.

Das sind vielleicht alles Dinge, die selbstverständlich erscheinen, das sind sie aber nicht. Und so unglaublich viele Menschen sind sich gar nicht bewusst darüber, dass sie diese Dinge besitzen, sie schätzen diese Dinge nicht. Aber das sind die Dinge, die mich erfüllen, mich aufblühen und leben, nicht nur existieren, lassen.

Wann ich mich wohlfühle. Das finde ich schwer. In mir ist oft ein bisschen das Gefühl von Unruhe, auch wenn ich das nicht unbedingt nach außen trage. Manchmal habe ich auch Angst, auch das kann ich nicht unbedingt festmachen. Aber heute zum Beispiel habe ich mich richtig wohl gefühlt. Ich habe einfach das gemacht, worauf ich Lust hatte. Mir wäre es egal gewesen, wenn jemand mich gesehen hätte, ich hatte die Möglichkeit, sämtliche Gedanken auszuschalten, die sonst so in meinem Kopf rumspuken. Da habe ich mich richtig wohlgefühlt. Und auch wenn’s jetzt kitschig klingen mag: bei meiner besten Freundin. Sie hat für jede einzelne meiner Aktionen Verständnis (oder lässt sich zumindest nichts anmerken :)), unterstützt mich immer. Ich weiß nicht, wie ich das sonst beschreiben soll, aber es ist wirklich einzigartig, einfach weil mir nicht jeder dieses Gefühl geben kann. Ich kann einfach ich sein bei ihr und bin angekommen.

Was mir Spaß macht. Fotografie, Schreiben, Französisch. Manchmal auch noch Klavier spielen und raus in den Wald gehen. Klar, es gibt auch noch andere Dinge, aber diese Dinge ziehen mich an, erfüllen mich. Französisch weiß ich nicht, warum. Es ist einfach zu einer Leidenschaft für mich geworden. Und in der Fotografie und dem Schreiben kann ich mich selbst ausdrücken, meine Gedanken, meine Gefühle. Vielleicht bin ich nicht besonders gut darin, ich mach’s aber trotzdem gerne. Da ist keiner, für den ich das mache. Wenn jemandem meine Arbeit gefällt, ist das sehr schön, wenn nicht, ist das aber auch egal. Ich kann darin einfach ich selbst sein, auch das selbst, dass ich sonst nicht unbedingt nach außen trage.

Meine Träume, was ich im Leben erreichen möchte. Im Moment: Reisen, Lehrerin werden, die perfekte Partnerin, drei Kinder, ein Haus auf dem Land mit Alpakas, vielleicht noch Hühner und Hunde dazu. Standard quasi, bis auf die Alpakas vielleicht. Das sind Träume, die ich sagen würde, wenn mich jemand danach fragt. Hier frage ich mich aber gerade selber. Und eigentlich ist mein allergrößter Traum, einfach glücklich zu werden. Die aufgezählten Dinge sind Dinge, die dazu führen könnten. Sie könnten aber auch genau zum Gegenteil führen. Ich möchte später Schreiben können. Ich möchte Menschen meine Gedanken weitergeben, meine Emotionen. Ich möchte zeigen, dass es jedem Mal schlecht geht und man aber trotzdem glücklich sein kann, dahin möchte ich meinen Weg finden.

Wer ich sein möchte. Jule. Einfach Jule, auf meine eigene Art und Weise. Manchmal offen und aufgedreht, manchmal verschlossen und für sich selbst. Vielseitig.

Wo mein Platz ist. Im Moment habe ich keine Ahnung. Ich würde mir wünschen, später an einem Platz zu stehen, der mir Spaß macht, an dem ich glücklich sein kann, die Dinge verfolgen kann, die mir Spaß machen.

Was mir weh tut, wovon ich Abstand brauche. Manche Menschen tun mir weh. Von denen muss ich mich trennen, zu ihnen Abstand behalten. Ich hasse solche Menschen nicht, ich möchte lediglich einfach nichts mit ihnen zu tun haben. Ansonsten schüren sie negative Gefühle in mir, wenn sie mit mir Kontakt haben, sowie wenn ich mich über sie ärgere. Neutralität und alles ist gut. Manchmal kann ich mich von Personen aber auch nicht entfernen, weil sie Teil des Lebens sind. Aber dann muss ich in den Situationen Abstand bewahren, in denen sie Negativität in mir auslösen. Ansonsten tut mir nichts weh, es gibt lediglich Dinge, die mich „unterdrücken“, die ich hasse, zu tun. Entweder Augen zu und durch, wenn’s nicht anders geht. Oder diese Dinge aus dem Leben verbannen und sich auf die Dinge konzentrieren, die erfüllen.

Der Text war nicht geplant, ich habe einfach so angefangen, zu schreiben und geschaut, wohin ich so komme. So bin ich also zu mir selbst gekommen, zu etwas, was mich im Moment beschäftigt. Ich hoffe, das hat euch auch mal interessiert und vielleicht hat ja noch jemand Lust und Zeit, ein paar Fragen zu beantworten.